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Mitteilungen der Universit?t Regensburg

Studie: Qualit?t von Krebsbehandlung an zertifizierten Zentren

Versorgungsforscher aus Regensburg und Dresden werten deutschlandweite Daten von Betroffenen aus


21. August 2023

Krebspatientinnen und -patienten, die sich in zertifizierten Krebszentren erst-behandeln lassen, haben Vorteile beim Gesamtüberleben. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie ?Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren“ (WiZen), deren Ergebnisse jetzt im Deutschen ?rzteblatt ver?ffentlicht wurden. Versorgungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus dem Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung am Universit?tsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren (ADT) und dem Zentrum für Qualit?tssicherung und Versorgungsforschung an der Universit?t Regensburg haben dafür in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) die Daten von Betroffenen aus ganz Deutschland ausgewertet. Auf Basis kontrollierter Kohortenstudien wurde ermittelt, ob die Erstbehandlung in Krankenh?usern mit und ohne Zertifikat der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) ein unterschiedliches Gesamtüberleben zur Folge hat. Die Grundlage bildeten Daten von rund 22 Millionen vollj?hriger AOK-Versicherter, sowie von vier gro?en klinischen Krebsregistern aus Bayern, Berlin, Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Für alle 11 untersuchten Krebsarten zeigen sich demnach Vorteile im Gesamtüberleben bei der Erstbehandlung in einer zertifizierten Klinik. Jedoch wurden au?er beim Brustkrebs (Mammakarzinom) die meisten Patientinnen und Patienten in nicht DKG-zertifizierten Krankenh?usern erst-behandelt.?
J?hrlich erkrankten bundesweit rund 500.000 Menschen in Deutschland an Krebs. Mehr als 200.000 M?nner und Frauen versterben j?hrlich an Krebs. Damit ist Krebs in Deutschland die zweith?ufigste Todesursache und eine der h?ufigsten chronischen Erkrankungen, die zu enormen Belastungen der Betroffenen sowie der Angeh?rigen aber auch des Gesundheitssystems führt. Der Nationale Krebsplan des Bundesministeriums für Gesundheit, sowie der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren als Mitinitiatoren, sieht bereits seit vielen Jahren vor, dass alle in Deutschland an Krebs erkrankten Patientinnen und Patienten eine qualitativ hochwertige Versorgung entsprechend evidenzbasierter Behandlungsleitlinien erhalten. Dafür sind Zertifizierungsprogramme etabliert, aber bislang noch nicht übergreifend evaluiert worden.?
Die Studie ?Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren“ (WiZen) hat sich diesem Defizit angenommen. Betrachtet wurden die elf Krebsdiagnosen: Kolonkarzinom (Dickdarm), Rektumkarzinom (Enddarm), Lungenkarzinom, Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüse, Mammakarzinom (Brust), Zervixkarzinom (Geb?rmutterhals), Prostatakarzinom, Endometriumkarzinom (Geb?rmutter), Ovarialkarzinom (Eierstock), Kopf-Hals-Malignome und neuroonkologische Tumore (Hirn). Das Projekt wurde gef?rdert durch den Innovationsfonds am G-BA.
?Die WiZen-Studie zeigt für die untersuchten Entit?ten, dass eine Behandlung in einem zertifizierten Zentrum mit einer niedrigeren Mortalit?t assoziiert ist, sagt Prof. Dr. Jochen Schmitt, Leiter des Zentrums für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) an der Technischen Universit?t Dresden. ?Das ist umso bemerkenswerter, da trotz der Empfehlungen des Nationalen Krebsplans noch immer rund 40 Prozent aller an Krebs-Erkrankten in nichtzertifizierten Krankenh?usern erstbehandelt werden.“ ?Eine vorrangige Versorgung von Krebsbetroffenen in zertifizierten Krankenh?usern h?tte damit ein hohes Potenzial, sehr viele Menschen mit Krebs in Deutschland besser zu behandeln, das ?berleben zu verbessern und das Leid für betroffene Patientinnen und Patienten und deren Angeh?rige zu verringern“, sagt Prof.in Dr. Monika Klinkhammer-Schalke, Direktorin des Instituts für Qualit?tssicherung und Versorgungsforschung der Universit?t Regensburg und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren.
?Zuallererst freut es mich, dass die vor beinahe zwei Jahrzehnten von der Deutschen Krebsgesellschaft entwickelte Vision heute Realit?t geworden ist, dass n?mlich – wie die Ergebnisse der WiZen Studie es zeigen - durch interdisziplin?re Zusammenarbeit in Tumorboards, durch leitliniengerechte Therapien und durch Erfüllen von Qualit?tsindikatoren die Heilungschancen von Patientinnen und Patienten mit Krebs signifikant verbessert werden. Und es freut mich auch, dass wir am Universit?tsklinikum und am Klinikum St. Josef diese Vision frühzeitig aufgegriffen haben und mit unseren Partnern in Ostbayern den Patientinnen und Patienten seit ebenfalls beinahe 20 Jahren eine Therapie in zertifizierten Zentren anbieten k?nnen“, erkl?rt Prof. Dr. Oliver K?lbl, ?rztlicher Direktor am Universit?tsklinikum Regensburg.
?Der Hochschulmedizin Dresden ist es seit langem ein Anliegen, den Patientinnen und Patienten eine zertifizierte Krankenversorgung zu bieten – nicht nur in der Krebsmedizin. Die Ergebnisse der Studie WiZen bekr?ftigen uns auf diesem Weg und motivieren uns, die Standards in Diagnostik, Therapie und auch Pr?vention weiter auszubauen und zu verbessern. Die Studie bekr?ftigt uns aber auch in unserem Engagement bei der Kooperation und dem Austausch mit Kliniken in der Region – zum Wohle der Patientinnen und Patienten“, sagt Prof. Dr. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Universit?tsklinikum Dresden.

Studie ?Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren (WiZen)“
Die ADT als Netzwerk für Versorgung, Qualit?t und Forschung zeigt seit mehr als 20 Jahren die Bedeutung der Krebsregistrierung für die onkologische Versorgung in Deutschland durch die Nutzung von versorgungsnahen Daten aus allen Sektoren auf. Die WiZen Studie ist ein wichtiger Schritt zur konkreten Verbesserungsm?glichkeit für die Behandlung krebskranker Menschen. Der 2008 durch das Bundesgesundheitsministerium etablierte Nationale Krebsplan hat die Weiterentwicklung der Krebsfrüherkennung und Orientierung der Patientinnen und Patienten insbesondere auf die Optimierung der Versorgung im Fokus. Bestandteil ist die Zertifizierung etablierter Zentren. Aufgrund der zentralen Bedeutung der Zertifizierung im Nationalen Krebsplan und des hohen Aufwands der Zertifizierung für die Kliniken ist eine umfassende, kontrollierte Untersuchung der Effekte der Krebsbehandlung in zertifizierten Zentren geboten. bwin娱乐_bwin娱乐官网欢迎您@ wurde jetzt erstmals im Rahmen der Studie ?Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren (WiZen)“ evaluiert. Die Studie hat für elf Krebsentit?ten anhand kontrollierter Kohortenstudien den Effekt der Erstbehandlung in Krankenh?usern mit und ohne Zertifikat der DKG auf das Gesamtüberleben untersucht. Die Wahl der Krebsentit?ten richtete sich nach dem Vorhandensein eines implementierten Zertifizierungsprogramms der DKG zum Zeitpunkt der Studienkonzeption und der Abbildbarkeit der adressierten Entit?ten in Abrechnungsdaten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sowie in Klinischen Krebsregistern (KKR). Die Basis bildeten bundesweite, pseudonymisierte GKV-Daten aller AOK-Versicherten für den Zeitraum 2009 bis 2017 die vom wissenschaftlichen Institut der AOK als Projektpartner der Studie zur Verfügung gestellt wurden. Daten zur DKG-Zertifizierung von Krankenh?usern zu Beginn, Ende und Aussetzung der Zertifikatsgültigkeit stellte die DKG zur Verfügung. Es war das erste Mal, dass Krebsregisterdaten mit Routinedaten der Krankenkassen in diesem Umfang verbunden werden konnten. Die ADT war dabei als Vertrauensstelle für das Datenlinkage zust?ndig und konnte erfolgreich ein Vorgehen für eine zuverl?ssige Verknüpfung zwischen beiden Datenquellen entwickeln.
Die Datenanalyse erfolgte am Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) der TU Dresden. Eingeschlossen wurden Patientinnen und Patienten mit Diagnosealter von mindestens 18 Jahren und Erstdiagnose der betrachteten Krebsentit?t.

Daten von 22 Millionen Versicherten sind Basis für Studie
Ausgehend von einer Gesamtpopulation von rund 22 Millionen vollj?hrigen AOK-Versicherten im Jahr 2017 konnten nach Anwendung der Ein- und Ausschlusskriterien Kohorten mit Patientinnen und Patienten mit inzidenter Krebserkrankung für die untersuchten Entit?ten in die Untersuchung eingeschlossen werden. Die Kohorten sind in einer Gr??e zwischen 10.596 Betroffenen (Zervixkarzinom) und 172.901 Patientinnen und Patienten (Lungenkarzinom). Entit?tsübergreifend bestand hinsichtlich der Merkmale der Erkrankten kein deutlicher Unterschied zwischen zertifizierten und nichtzertifizierten Krankenh?usern, jedoch waren gr??ere Krankenh?user h?ufiger und kleinere Krankenh?user seltener DKG-zertifiziert. Trotz eines meist im Zeitverlauf moderaten Anstiegs des Anteils, der in DKG-zertifizierten Kliniken Behandelten, wurde mit Ausnahme des Mammakarzinoms bei allen Tumorentit?ten die Mehrzahl der Patientinnen und Patienten im Untersuchungszeitraum in nicht-DKG-zertifizierten Krankenh?usern behandelt. Für alle Entit?ten zeigte sich konsistent ein l?ngeres Gesamtüberleben bei Erkrankten mit Erstbehandlung in einem zertifizierten Krankenhaus. Das l?ngere Gesamtüberleben von Patientinnen und Patienten in DKG-zertifizierten Krankenh?usern betrug in den vollst?ndig adjustierten Regressionsanalysen zwischen drei Prozent (Lungenkarzinom) und 23 Prozent (Mammakarzinom), beziehungsweise zwischen 0,62 Monaten (Lungenkarzinom) und 4,61 Monaten (Zervixkarzinom). ?berlebensvorteile waren auch zu konkreten Nachbeobachtungszeitpunkten (30 Tage, 1,5 Jahre) konsistent für alle Tumorentit?ten nachweisbar.

Originalstudie
Schmitt J, Klinkhammer-Schalke M, Bierbaum V, Gerken M, Bobeth C, R?ssler M, Dr?ge P, Ruhnke T, Günster C, Kleihues-van Tol K, Schoffer O, on behalf of the WiZen Study Group: ?Initial cancer treatment in certified versus non-certified hospitals: results of the WiZen comparative cohort study.” Dtsch Arztebl Int 2023; 120.

DOI: 10.3238/arztebl.m2023.0169


Informationen/Kontakt

Zentrum für Qualit?tssicherung und Versorgungsforschung Universit?t Regensburg
Prof. Dr. Monika Klinkhammer-Schalke, Direktorin
Tel.: +49 (0)941 943-1803
E-Mail: monika.klinkhammer-schalke@ur.de

Universit?tsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung
Prof. Dr. Jochen Schmitt, Direktor
Tel.: + 49 (0)351 458-6495
E-Mail: Jochen.Schmitt@uniklinikum-dresden.de
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